EINspruch zu den entLAUFENdEN Nachrichten 2025 »

●●● An dieser Stelle soll zu herausragenden oder nebensächlich erscheinenden und im Informations-chaos untergegangenen oder alles andere erdrückenden Ereignissen, Aktionen, Statements und AUSsprüchen, die angeblich für sich selbst sprechen, EINspruch eingelegt werden. Ein EINspruch ist ebenfalls angesagt, sollten sich jene AUSsprüche nachträglich als fakes oder schlichte Propagandablasen erweisen, die hier in ein neues Licht gerückt werden sollen. ●●●

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Das russisch-deutsche Nachkriegsverhältnis beruht auf permanenten Erpressungen vonsei­ten Rußlands. Diese wurden den Wählern der SPD als ‚Antifaschismus‘ und denjenigen der CDU als deutsch-amerikanischer Widerstand gegen Moskau verkauft. Die übrigen Parteien sind heute, abgesehen von den (offenen oder verdrucksten) Putinisten, der allgemein übli­chen deutschen Rußland-Politik zuzuordnen. Diese hängt, was aber niemanden besonders zu interessieren oder gar zu irritieren scheint, in letzter Instanz an der Nabelschnur des Zwei-Plus-Vier-Vertrags. Sollte diese eines Tages von Trump, Putin, oder beiden gemeinsam aufgrund eines ‚Deals‘ durchtrennt werden – was immer weniger auszuschließen ist –, be­fände sich Deutschland in einer noch ungünstigeren politischen Lage als heute ‚die‘ Ukraine (= Ukrajina ohne ‚die‘), die zwischen 1917 und 1991 für eine relativ kurze Zeit einmal keine großrussische Provinz, sondern ein souveräner Staat innerhalb der UdSSR gewesen war und erst 1991 nach Auflösung der Union der… (der Rest ist geschenkt), ein per Volksab­stimmung unabhängiger ‚westlich‘-europäischen Staat wurde.

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Dagegen fand die ‚Wiedervereinigung‘ des in zwei beschränkt–souveräne Staaten gespal­tenen post-Hitler-Deutschlands (dessen ‚westliche‘ Hälfte die Nachfolge der Weimarer Vor­kriegs-Staatlichkeit für sich in Anspruch nahm) nicht per Volksabstimmung, sondern als Fu­sion der groß-russischen mit der west-alliierten Hälfte Rest-Deutschlands statt. Nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums Anfang der 90er Jahre und dem Abzug der sowjetischen und der ‚westlichen‘ Besatzungsarmeen aus den deutschen Besatzungszonen, die sich im Unterschied zur Soveckaja Armija danach in NATO-Partner Gesamtdeutschlands verwandelten, wurde der Besatzungsstatus der beiden deutschen Teilstaaten endgültig auf­gehoben und die östliche mit der ‚westlichen‘ Hälfte als Bundesrepublik Deutschland ‚wie­der’vereinigt – wenn diese Vereinigung auch mit dem ‚Schönheitsfehler’ behaftet war, daß die deutsche Bourgeoisie in Ermangelung eines von den Kriegsgegnern Hitler-Deutschlands mit ihr abgeschlossenen Friedensvertrags die Abtretung von ca. einem Viertel des Weima­rer Vorkriegs-Deutschlands hinnehmen mußte, das sich aufgrund der imperialen Zauber­künste Josef Stalins als ‚Westverschiebung Polens’, einfach in Luft auflöste (während bereits Anfang der 50er Jahre in einem ‚Freundschafts-Vertrag‘ der DDR mit der Volksrepublik Po­len die „Oder-Neiße-Grenze“ als neue deutsche Ostgrenze vereinbart worden war), die mit Abschluß des Zwei-Plus-Vier-Vertrags (1991) schließlich auch von der Bundesregierung als deutsche Ostgrenze anerkannt wurde.

3
Heute, 33 Jahre nach der ‚Deutschen Wiedervereinigung‘ erweist sich nach der Lostren­nung der bundesdeutschen ‚Kolonie‘ von ihrem US-amerikanischen ‚Mutterland‘ und ange­sichts der weltpolitischen Zwangslage, in der sich das ‚wieder’vereinigte Deutschland zwi­schen Axe und USA befindet – das unter Donald Trumps zweiter Präsidentschaft weiterhin als einer seiner schärfsten Weltmarkt-Konkurrenten wahrgenommen wird – dessen Be­stand als zutiefst erschüttert. Offenbar sieht Trump in dieser seinem europäischen Einfluß­bereich zugefallenen gesamtdeutschen ‚Kolonie‘ eher einen sein gutes Verhältnis, (oder sein Abhängigkeitsverhältnis ?) zu Putin – das bisweilen schon ein wenig an Landesverrat grenzt! – beeinträchtigenden Störfaktor, den er liebend gern bei passender Gelegenheit ab­stoßen würde, indem er der BRD z.B. den Atomschirm entzieht und sie der politisch-militä­rischen ‚Schutzlosigkeit‘ preisgibt, wodurch er sie zur leichten Beute des großrussischen Empirealismus machen würde, was durch den Wahlsieg der rechten und linken faschisti­schen ‚Bruderparteien‘ Putins in Mitteldeutschland endgültig besiegelt würde. Einen sol­chen Wahlsieg hatten auch Trump gemeinsam mit seinem Milliardärsfreund Elon Musk bei der Bundestagswahl Anfang dieses Jahres vor Augen, dem sie eine entscheidende propa­gandistische Starthilfe verpassen wollten, indem den f…en Germans in f…en Germany drin­gend geraten wurde, gefälligst AfD zu wählen (oder wir ziehen den Stecker für unsere Mit­telstreckenraketen in Deutschland)! Keine sehr freundliche Einmischung in den Wahlkampf eines (ungeliebten) …NATO-Partners, die aber dafür von ‚unseren lieben Landsleute in der Zone‘ aus billigen Revanchegelüsten ihren westdeutschen ‚Brüdern und Schwestern‘ gegen­über freudig befolgt wurde! Wir dürfen daher gespannt sein, was sich die KGB-erprobte post-sowjetische Hegemonialmacht für ihre ehemals real-sozialistische Kolonie östlich von Torgau an der Elbe noch so alles an Überraschungen ausgedacht hat oder zukünftig ausden­ken wird…

Da Trump die VR China als seinen größten, weil militärisch und ökonomisch stärksten Kon­kurrenten im Ringen um die Weltherrschaft und Putins Neues Zarentum als seinen künfti­gen Bündnispartner gegen jene versteht, würde er, ausgehend von seiner rechtsradikalen Programmatik, dann wohl auch nichts gegen die Rückkehr seines ehemaligen sowjetischen Verbündeten bis an die Elbgrenze, an der die beiden Weltmächte im Frühjahr 1945 friedlich aufeinandergestoßen waren – und letztlich auch nichts gegen diese als Scheidelinie einer erneuten Ost-West-Spaltung Europas, wie sie im Sommer 1945 aus der Zerschlagung des ‚Dritten Reichs‘ durch die Anti-Hitler-Koalition hervorgegangen war, einzuwenden haben.

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Derartige Überlegungen sind seit Trumps zweiter Präsidentschaft keine reine Spekulation mehr. Sie werden mit ziemlicher Sicherheit zur Verhandlungsmasse der von ihm mit der fa­schistischen Axe in Zukunft eingestielten tollen politischen ‚Deals‘ gehören, wenngleich sich diese bisher als reine Luftnummern erwiesen haben. Make America great again – alles üb­rige geht einen rechtsradikalen Sozialchauvinisten, wie Donald Trump einer ist, im Grunde nichts an! Und gerade darin scheint er sich mit dem (faschistischen) Neuen Zaren im Kreml als seinem bevorzugten politischen Geschäftspartner ganz hervorragend zu verstehen. Der ‚Westen‘, diese bunte Ansammlung unterschiedlichster kapitalistischer Konkurrenten der Weltmacht USA, die sich nach Trumps Auslegung der Monroe-Doktrin lieber früher als spä­ter in das US-Imperium werden eingliedern lassen müssen, interessiert ihn darüber hinaus herzlich wenig! Das ‚westliche‘ Europa, einschließlich ‚der‘ Ukraine, ist als kapitalistischer Weltmarkt-Konkurrent für Trump eher ein Störfaktor und weniger als möglicher Bündnis­partner in der Auseinandersetzung der USA mit der VRCh von Nutzen und Interesse.
Sein Verhältnis zu Iran hatte Trump bereits unter seiner ersten Präsidentschaft während der Verhandlungen mit den Mullahs, in die die Europäer nur notgedrungen einbezogen worden waren, restlos versiebt. Die Folge: Inzwischen steht Iran neben Israel auf der Schwelle zur zweiten nahöstlichen Atommacht und und zur atomaren Mitgliedschaft in der anti-‘westli­chen’ Axe. Alles andere, was sich jenseits der möglichen amerikanisch-chinesischen Kon­frontationslinie bewegt, ist für Trump von sekundärer Bedeutung.
Putinismus und Trumpismus entsprechen einander und in Verbindung mit dem putinisti­schen rechten Mainstream aus Leuten wie Orbán, Fico oder Vučić, die mit der Globalen Rechten unter der Führung Putins gemeinsame Sache machen. Als typische Vertreter des rechten Radikalismus in Europa treten sie gemeinsam als politische Feinde des ‚Westens‘ auf. In Trumps eindeutiger Orientierung für Putin und gegen Ukrajina würde der sog. ‚Ukrai­ne-Krieg‘, sollte es zu einem Deal zwischen Trump und Putin kommen, zum Vorspiel einer ‚friedlichen‘ russisch-amerikanischen Neuaufteilung des künftigen Vorkriegs-Europas wer­den, die nichts anderes sein würde als es 1939 der Hitler-Stalin-Pakt gewesen ist…

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BLogbuch IV Winter 2024 »

Hier ist die Ausgabe des BLogbuch IV aus dem Winter 2024. Wie immer kann sie hier als PDF runtergeladen werden. 

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BLogbuch III Herbst 2024 »

Hier ist die dritte Ausgabe des BLogbuchs aus dem Herbst 2024.

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BLogbuch II Sommer 2024 »

Dies ist die zweite Ausgabe des BLogbuchs vom Sommer 2024.

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BLogbuch I Frühjahr 2024 »

Dieser Blogbucheintrag ist ein Beginn und zugleich die Fortsetzung der alten Blogbücher.

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No pasarán »

Dieses Protokoll ist die, wenn auch ziemlich verspätete, aber jetzt auch erst richtig aktuell gewordene Dokumentation des letzten Arbeitstreffens (AT) des Diskussionszusammenhangs von pM und ccb nach dessen de facto Selbstauflösung. pM wird es dagegen weiter geben!

Entsprechend wurde das (gekürzte) Protokoll des letzten Arbeitstreffens um zusätzliche Texte erweitert:
In ‚Brainstorming‘ werden weitere Überlegungen zu einem auf dem AT vorgeschlagenen Tribunal „Gegen Putins faschistischen Krieg in ‚der‘ Ukraine“ angestellt.
‚Stichworte und Fragmentarisches‘ war ursprünglich als Einleitung zum Abdruck des Protokolls gedacht gewesen und dient nun als perspektivisch erweitertes Nachwort, das kein Schlußwort sein will.

Zum Thema „Organisatorisches“ wird im Protokoll festgehalten, daß „die partei Marx ihre Ehre dadurch gerettet“ habe, daß „sie schon sehr früh auf die Gefahr hingewiesen“ hat, „die vom russischen Faschismus ausgeht“. Warum das grundsätzlich möglich war, ohne in die von Putins Propagandamaschine aufgestellten ‚antifaschistischen‘ Fallen zu tappen, lag auch daran, daß Marx und Engels spätestens seit dem Krim-Krieg (1853-56) die Gefahr, die vom expansionistischen Charakter des zaristischen Imperiums in ihren Auswirkungen auf Europa und die internationale Arbeiterbewegung ausging, erkannt und (wenn auch vergeblich) auf einen Sieg der Europäer über Rußland gebaut hatten. Die Europäer, das waren in erster Linie die Europäischen Großmächte, die mit dieser eurasischen Weltmacht konfrontiert waren und von deren Konkurrenz die Lebensinteressen der Europäer dominiert wurden. Mehr als 170 Jahre ist das jetzt her! In der Zwischenzeit wurde das großrussische Zarentum durch unterschiedliche gesellschaftliche Erschütterungen modifiziert; grundsätzlich verändert hat es sich dabei nicht, gleichgültig, unter welchem Titel es die Weltherrschaft anstrebt.

Insofern ließe sich vielleicht sogar behaupten, daß die Umwidmung des Marx-Engelsschen Kommunismus zum Marxismus auch ebenso gut eine russische Erfindung gewesen sein könnte. War es zwar nicht, wurde es aber allein schon durch die inflationäre Verwendung des ‚Marxismus‘ innerhalb der Sowjetunion selbst und durch die mit ihr ‚befreundeten‘ Nationen und Parteien. Gerade deshalb gilt heute Marxens Weigerung, sich selbst als Marxist zu bezeichnen, für diesen Begriff selbst, d.h. dafür, was aus jenem Marxismus geworden ist, mit dem Marx guten Gewissens nichts hatte zu tun haben wollen: …für das Schreckbild, das die Völker und Nationen und deren Arbeiterklasse inzwischen mit ihm verbinden!

Ulrich Knaudt,
Bochum, den 23.09.2023

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Zur Moskau-Connection »

Diese auf einer Unmenge sorgfältig recherchierter Fakten aufgebaute Story, in der von zwei FAZ-Journalisten vor dem Leser fast so etwas wie ein politisches „Sittengemälde“ der-Regierungszeit Angela Merkels in der deutschen Nachwende-Ära ausgebreitet wird, läßt sich auch als die Geschichte vom aufhaltsamen Aufstieg des SPD-Politikers Gerhard Schröder zum Schattenkanzler Wladimir Putins in Deutschland verstehen, dessen Nebenregierung bestehend aus sozialdemokratischen Lobbyisten und Länderregierungschefs bis in das Kanzleramt hineinreichte und eine Vorform künftiger Quisling-Regierungen von Moskaus Gnaden gewesen sein könnte. Ähnlich wie Hitler damit begann, das (1806 liquidierte und als preußisches Operetten-Kaisertum 1871 restaurierte) „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ territorial wiederherzustellen, betreibt Putin die Wiedererrichtung der 1991 auf Beschluß ihrer Gliedstaaten aufgelösten „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“ und versucht diese zur alten Größe des 1917 gestürzten Russischen Zarentums zurückzuführen. Und ebenso wie Hitler für seine Restauration des Deutschen Kaiserreiches keinen Deutschen Kaiser mehr benötigte, braucht Putin für sein sozial-faschistisches Zarentum keinen russischen Zaren mehr. Denn genauso wie Hitler das Preußentum in den NS-Staat integriert hatte, versucht Putin etwas Ähnliches mit der Restauration des „sozialistischen“ Zarentums Stalins. Letzterer hatte sich 1934 gegen das leninistische ZK (gestützt auf die Geheimdienst-Provokation des „Kirow-Mords“) an die Spitze des von ihm geschaffenen „zaristischen“ ZKs geputscht und war damit zum Hauptkonkurrenten Hitlers im Kampf beider Systeme, zwischen Faschismus und Sozialfaschismus um die Vorherrschaft in Europa geworden. Diese alte Geschichte hat Putin bei seinem bisher erfolglos gebliebenen Versuch‚ „die“ Ukraine wieder in sein raschistisches (Russia + Fascism = Rushism) Zarenreich einzugemeinden, am 24.02.2022 aus der Versenkung geholt.

Doch der Krieg zwischen Rußland und Ukrajina ist nicht, wie von Putin behauptet, der Kampf zwischen der vom „Westen“ (= NATO) bedrohten Russischen Föderation und „der“ angeblich von „Nazis“ unterwanderten Ukraine oder zwischen Antifaschismus und Faschismus (als welchen der Putinismus diesen Krieg vor allem gegenüber der „Dritten Welt“ zu verkaufen sucht), sondern, vergleichbar mit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, ein Existenzkampf zwischen der ‚westlichen‘ = bürgerlichen Gesellschaft und dem Sozial-Faschismus Rußlands und Chinas. „Sozial-Faschismus“, weil die Nachfolger sowohl der UdSSR als auch der VR China Mao Tsetungs heute eine jeweils gescheiterte proletarische Revolution hinter sich haben oder in diesem Prozeß noch mit einem Bein drinstecken. Daher sollten die Völker des „kollektiven Westens“ (Originalton Putin) den ihnen bevorstehenden Verteidigungskampf für die staatliche Existenz ihrer Nationen mit derselben Entschlossenheit führen, wie dies den Ukrainern bisher gegen den globalen Neuen Faschismus Rußlands gelungen ist.

Für den Marxschen Kommunismus, dessen entscheidender Beitrag zur antifeudalen Revolution im Vorgriff auf das „Krähen des gallischen Hahns“ in Deutschland das „Manifest der Kommunistischen Partei“ war, ergeben sich aus dem Studium der Geschichte der Klassenkämpfe seit 1848 Fragen, die für den Verteidigungskampf des „Westens“ gegen den russisch-chinesisch inspirierten Sozial-Faschismus von Bedeutung sind: Wieso kam die Oktoberrevolution, die alle Möglichkeiten besaß, um den Widerstreit zwischen Ökonomie und Politik in einen für das Proletariat ohne große Probleme lösbaren Widerspruch umzuwandeln, 1917 mit einem Geburtsfehler zur Welt, weil ihre marxistischen Geburtshelfer zu der Ansicht gekommen waren, daß die im Vorwort zur zweiten russischen Ausgabe des „Manifests der Kommunistischen Partei“ (1882) von Marx und Engels zur Diskussion gestellte Hypothese, ob die neben dem schwindelhaft entwickelten kapitalistischen Grundbesitz „zur größeren Hälfte“ sich noch im „Gemeinbesitz der Bauern“ befindliche russische Form der obschtschina nicht auch unmittelbar in die höhere des kommunistischen Gemeinbesitzes übergehn könne, für historisch überholt erklärt hatten, und sie annahmen, daß Rußland „denselben Auflösungsprozeß“ mittelalterlicher Produktionsformen werde „durchlaufen“ müssen wie der kapitalistische „Westen“? Hätte sich dann nicht auch die Machtfrage in Petersburg 1917 etwas anders stellen müssen als 1918 in Berlin? Im einen Fall als Modernisierung der obschtschina mit der Diktatur des Proletariats im Hintergrund, im anderen als Sturz der mit dem Preußentum verquickten Teile der Bourgeoisie durch die revolutionäre Arbeiterklasse im Bündnis mit der antipreußischen Bourgeoisie – eine Einsicht, für deren Durchbruch offenbar erst ein zweiter Weltkrieg vonnöten gewesen war?

Von daher ist das für Frankreich, England und danach die USA und schließlich auch für das „westliche“ Europa heute theoretisch mögliche Umschlagen des „westlichen“ Kapitalismus in den Kommunismus in Rußland (wie auch in China als dessen asiatischer Kopie) nicht möglich, ohne daß beide Länder den Umweg über die in der Verfassung garantierte Freiheit machen müssen, durch die die Bourgeoisie gezwungen sein wird, ihre Konkurrenz unter der rule of law friedlich zu regeln und ihr erlaubt, durch ihre alleinige Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel „ihre“ Lohnarbeiter „privat“ ausbeuten zu „dürfen“. Erst dadurch werden Rußland und China einen analogen Entwicklungsweg zu demjenigen des „Westens“ gehen, der das Umschlagen auch des „östlichen“ Kapitalismus in den Kommunismus theoretisch ermöglicht.

Da inzwischen die konterrevolutionären Weltmächte Rußland und China die sog. „Dritte Welt“ ähnlich wie die Imperialisten im Ersten Weltkrieg für ihre Welt-Politik einzuspannen versuchen, um sie gegen den „westlichen Imperialismus“ in Position zu bringen, stellen sich die Verhältnisse innerhalb der „Dritten Welt“ heute ähnlich dar wie 1848 diejenigen in Europa. Ebenso wie „der Westen“ die „westliche“ Freiheit der Ausbeutung des Lohnarbeiters gegen den „östlichen“ Despotismus verteidigt, liegt es in  seinem unmittelbaren Interesse, den Kampf der demokratisch-revolutionären Bewegungen in der „Dritten Welt“ gegen ihre faschistischen und sozial-faschistischen Potentaten, die von Rußland und China gegen den „Westen“ abgeschirmt werden, für die Durchsetzung einer demokratischen Verfassung und die rule of law zu unterstützen. Dieser Verteidigungskampf ist unmittelbar mit der Verteidigung der revolutionären Potenzen einer proletarischen Revolution im kapitalistischen „Westen“ und all dem, was den nach dem Muster der USA als dem am weitest entwickelten „westlichen“ Kapitalismus ausmacht, verbunden und hält das Wiederanknüpfen an der von Marx und Engels entwickelten Strategie und Taktik der proletarischen Revolution offen. Erst dadurch werden Rußland und China gezwungen sein, einen analogen Entwicklungsweg zu demjenigen im ‚Westen‘ zu gehen.

Als sie noch Kommunisten sein wollten, haben sie danach, wie es bei Mao heißt, was allerdings politisch folgenlos blieb, „den kapitalistischen Weg eingeschlagen“, der beim alles beherrschenden Staatsmonopol und bei der empirealistischen Hegemonie endete. Die Rückkehr zu den von Marx entdeckten kommunistischen Produktionsformen der russischen Dorfgemeinde wäre heute im Gegensatz zu 1917 der Weg zurück zur russischen Dorfgemeinde à la Alexander Herzen, auf dem er den rein nationalen Charakter der obschtschina zu konservieren trachtete, während für Marx das Überleben der obschtschina nur in Verbindung mit ihrer „westlichen“ Modernisierung erfolgreich gewesen wäre. An der Machnowstschina, wie auch an der chinesischen Revolution wurde dagegen deutlich, daß die Mehrheit der Bauern sowohl in China als auch in Ukrajina von den Kommunisten eine „westliche“ Bauernbefreiung erwartet hatten: die Befreiung vom Joch der asiatischen Despotie zu selbständig wirtschaftenden Eigentümern ihrer Produktionsmittel, die sich im Laufe der Zeit unter der Diktatur des Proletariats in Verbindung mit „dem Recht auf Lostrennung“ an kooperative Wirtschaftsformen gebunden hätten. Für die „Dritte Welt“ gilt heute vielmehr (als Ironie der Geschichte) die von Lenin gegen die obschtschina gerichtete Feststellung, daß diese vor der kapitalistischen Entwicklung Rußlands nicht mehr zu bewahren gewesen sei. Wie sich aber in Analogie zu den Antifeudalen Revolutionen im Alten Europa heute in der „Dritten Welt“ deren antifeudal-demokratische Revolution gestalten wird, kann sich nur aus den Kämpfen ihrer Völker ergeben. 1921 orientierten sich die chinesischen Kommunisten an der Sowjetunion, heute wird sich die „Dritte Welt“ am „Westen“ orientieren müssen, um nicht von einer (national-)“sozialistischen“ Version des Kolonialismus ausgebeutet und unterdrückt zu werden. Absurderweise werden sie das gerade im Bündnis mit den ehemaligen „westlichen“, Kolonialisten tun müssen.

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13.02.2023 »

Mit Putin verhandeln heißt: vor dem Faschismus kapitulieren!

Der Ende Dezember in der FAZ zu lesende Aufsatz Reinhard Merkels zum ‚Ukraine-Krieg‘: „Verhandeln heißt nicht kapitulieren“ (27.12.2022), hätte ab­züglich weniger Abstriche auch im Neuen Deutschland erscheinen können. Daß er dort nicht zu lesen war, sondern im traditionellen Zentralorgan der ‚westdeutschen Bourgeoisie‘, deutet vielleicht darauf hin, daß unter einem beträcht­lichen Teil ihrer Leserschaft die Solidarität mit ‚der‘ Ukraine ins Wanken gerät und ein starkes Bedürfnis vorhanden ist, einen vernünftigen Grund für ein distanzierteres Verhältnis zu Selenskyjs angeblichen Maximalforderungen und seiner militanten Beharrlichkeit zu entwickeln, mit der er Tag für Tag die Ukrai­ner mobilisiert, ihr Land zu verteidigen. Reinhard Merkel liefert als durch ihn selbst bestellter Anwalt der Zeitenwende-Regierung dafür die passenden juristischen Argumente, die im Prinzip darauf hinauslaufen, die Grundlagen des Kriegsvölkerrechts umzuinterpretieren, sodaß das Widerstandsrecht, das die Völker und Nationen gegen einen faschistischen Aggressor für sich in Anspruch nehmen, nicht mehr existiert. Dies geschieht hier dadurch, daß das „Recht im Krieg“ (ius in bello), wozu das Widerstandsrecht der Völker und Nationen ge­genüber einem fremden Aggressor gehört, durch eine angebliche „Pflicht“ (ius ex bello) des überfallenen Staates ‚ergänzt‘ wird verbunden mit der Aufforderung, mit dem Aggressor bedingungslos und unverzüglich ‚Friedens‘verhand­lungen aufzunehmen. Ein ‚hervorragendes‘ Argument für die Zeitenwende-Re­gierung, insbesondere den Bundeskanzler, der nach dem 24. Februar 2022 sei­ne engen Kontakte zu Putin keineswegs eingestellt hat ‒ man muß ja wohl mal mit seinem Kollegen telefonieren dürfen! ‒, verbunden mit der stillen Erwar­tung der ‚westdeutschen Bourgeoisie‘, daß die Rückkehr zum status quo ante Putin bald wieder möglich sein werde. Die ‚Opfer‘, auch die ‚moralischen‘, die diese seit dem 24. Februar 2022 erbracht hat, waren beträchtlich. Aber viel­leicht sind das auch ihre Chancen, beim Wiederaufbau ‚der‘ von Rußland in Grund und Boden gebombten Ukraine an führender Position mit dabei zu sein, um den Verlust der bisher äußerst lukrativen Beziehungen zum Nachfolgestaat der Sowjetunion ein wenig zu kommpensieren. ‚Wandel durch Handel‘ das war einmal! Diese Pille mußten auch die bisherigen Befürworter einer ‚vernünftigen‘ Ostpolitik schlucken, auch wenn ihnen das, wie aus den Kommentaren der von engen Putin-Freunden zu Putin-Kritikern gewendeten SPD-‚Kader‘ zu entneh­men ist, bitter aufstößt. Um so willkommener daher Argumente wie diejenigen Reinhard Merkels, die darauf hinauslaufen, die nicht ganz zu vermeidende Pflicht zur Solidarität mit Selenskyj durch die durchaus zumutbare Verpflich­tung zu ‚ergänzen‘, auch wenn Putin die von ihm eroberten Landesteile ‚der‘ Ukrajine noch nicht verlassen haben sollte, mit ihm unverzüglich Friedensver­handlungen aufzunehmen.

Zum Abschluß seines FAZ-Artikels gelangt Reinhard Merkel zu der ‚interessan­ten‘ Überlegung, daß ‚die‘ Ukraine, wenn sie weiterhin auf eine „Fortsetzung der Gewalt“ dringen und jegliche „Verhandlungen über deren Ende“ ablehnen würde, überaus „verwerflich“ handelte. Diese ganz im Stil Putins fabrizierte perfide Unterstellung, so als wäre in diesem Krieg der Staat Ukrajina und nicht Rußland der faschistische Aggressor, meint Merkel durch die äußerst fragwürdi­ge Interpretation des Völkerrechts untermauern zu müssen, die auf die direkte Empfehlung an die Bundesregierung hinausläuft, ihre (ohnehin recht zögerlich erfolgten) Waffenlieferungen an das vom russischen Imperium überfallene Land zunächst ganz einzustellen. Zwar habe Rußland, wie Merkel einräumt, mit der Annexion der Krim 2014 einen Völkerrechtsbruch begangen, dieser sei aber inzwischen dadurch geheilt, daß die Krim unter der „russischen Administration“ erneut in den „Zustand einer befriedeten Ordnung“ eingetreten sei und Ukraji­na mit dem „Versuch einer militärischen Rückeroberung“ der Krim ebenfalls das Völkerrecht brechen würde! Damit würde, wenn man außerdem, wie Merkel, über den putschistischen Charakter des „Anschlusses“ der Krim „an Rußland“ 2014 einfach hinwegsieht, nach der inzwischen verflossenen Zeit „die Friedens­maxime der UN-Charta“ als „die Grundnorm ihres Gewaltverbots Dominanz über abweichende Erwägungen zur territorialen Gerechtigkeit“ gewinnen. Zeit heilt Wunden.

Mit diesem Argument für einen „Anschluß“ der Krim „an Rußland“ begibt sich Reinhard Merkel, was sich kaum noch übersehen läßt, an die Seite des ‚Groß­raum-Völkerrechtlers‘ Carl Schmitt (Völkerrechtliche Großraumordnung mit In­terventionsverbot für raumfremde Mächte, 1941), der in einen würdigen Nachfolger gefunden hat!

Zum Schluß eine Erklärung aus gegebenem Anlaß:

Dieser EINspruch ist kein Aufruf für den Frieden in ‚der‘ Ukraine! Er ist eine Kritik an uns selbst und an uns als ‚westlichen‘ Europäern daran, allzu lange der pazifistischen Verharmlosung des Treibens der mosko­witischen Soldateska Putins gegen das Volk der Ukrainer und die ukrainische Nation meistens stumm zugeschaut und uns allzu selten oder nie klargemacht zu haben, daß der Pazifismus immer Teil des Problems gewesen ist und niemals Teil der Lösung sein kann.

Slava Ukrajini!


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14.09.2022 »

Dies ist keine historische Reflexion über das Verhältnis von ‚Vaterlandsverteidigung‘ und proletarischem Internationalismus angesichts des Angriffskriegs eines unbesiegbar erscheinenden atomaren Aggressors gegen einen wehrlos erscheinenden europäischen Staat. Auch werden hier keine systematischen Überlegungen darüber angestellt, welche Rolle die kommunistischen Parteien in den letzten beiden Weltkriegen gespielt haben. Dies ist einfach nur der Aufruf zur RÉSISTANCE gegen einen welthegemonialen Aggressor, der ein Nachbarland nach dem anderen, das er zur ‚russischen Erde‘ erklärt, zu schlucken vorhat. Dieser Text orientiert sich am Widerstand der europäischen Nationen im Zweiten Weltkrieg, als sich die Bourgeoisie in Vaterlandsverteidiger gegen und Kollaborateure mit Hitler gespalten hatte und worin die Arbeiterparteien, bereits negativ vorgeprägt durch die fragwürdige Rolle der III. Internationale im Spanischen Bürgerkrieg, sich zwischen Kollaboration mit den Deutschen und Klassenkampf entscheiden sollten nach der Devise: der Feind (Faschismus) meines Feindes (Bourgeoisie) ist objektiv mein Feind, aber subjektiv mein Klassengenosse gegenüber der Bourgeoisie, gleich welcher Nationalität… Das hat Anfang der 40er Jahre in der KPF zu den seltsamsten politischen Verrenkungen geführt, die es heute erneut zu studieren gilt, um sich über die Stellung der ‚westlichen‘ Linken zum Putinismus Klarheit zu verschaffen, der seit dem 24. Februar eine ähnliche Rolle wie der Nationalsozialismus in den 30-er und 40-er Jahren des letzten Jahrhunderts spielt. Da die Bildung von historischen Parallelen aber leicht der Geschichtslosigkeit verfällt und heute nicht alles genau wie vor 80 Jahren ist, mag die Rückbesinnung auf die RÉSISTANCE zwar als unser Leitstrahl dienen, sie kann aber nicht die konkrete Analyse der heutigen Verhältnisse ersetzen. In diesem Sinne soll dieser EINspruch im darin erklärten Widerstand gegen einen Europa bedrohenden Welthegemonisten eine erste Anregung sein, um aus den Trümmern des Niedergangs des Weltproletariats im vergangenen Jahrhundert wichtige Erkenntnisse zu beziehen, die uns dabei helfen, die Kollaboration der ‚westlichen‘ Linken mit den anti-‘westlichen‘ Imperien Rußland und China beim Namen zu nennen, ohne sich gleichzeitig an die widerständig zeigende westliche Bourgeoisie anzubiedern und ihr auf den Leim zu gehen. Das Kapital hat kein Vaterland, aber es ist ohne eine eigene Nation im Rücken auf dem Weltmarkt nicht satisfaktionsfähig. Die antifaschistische Demagogie der moskowitischen Linken, die an dieser Stelle entlarvt worden ist, hat sich nach dem faschistischen Überfall des post-sowjetischen Moskauer Condottiere auf ein weiteres ursprünglich der UdSSR angehörendes Nachbarland von selbst erledigt. Die Putin-Kritiker innerhalb der putinistischen Linken werden politisch, wie anzunehmen ist, eine ähnliche Richtung einschlagen wie die KPF während des Hitler-Stalin-Pakts, indem sie sich nach links (in Richtung Klassenkampf) radikalisieren und nach rechts (in der Kritik an Putin) ihre Differenzen mit der Bourgeoisie glattstellen, sodaß unter dem Strich der reine Pazifismus herauskommt, der helfen soll, die Widerstandsgeist der Unentschlossenen einzuschläfern und von der RÉSISTANCE abzukoppeln. All unsere politischen und taktische Überlegungen gegenüber den Welteroberungsabsichten Rußlands und Chinas müssen sich an der foreign policy der working class orientieren, d.h. an jenen von Marx und Engels angestellten Überlegungen, die es möglich machten, die radikal zugespitzte Kritik der politischen Ökonomie mit der Einmischung des Weltproletariats in die Weltpolitik der Bourgeoisie zu verknüpfen, die jedoch in der Zweiten und Dritten Internationale so gut wie keine Rolle mehr gespielt haben, die uns aber heute den wichtigsten Orientierungspunkt dafür liefern, um zu verhindern, daß die RÉSISTANCE den Extremen des linken Sozialimperialismus oder einer prinzipienlosen Einheitsfront mit der Bourgeoisie zum Opfer fällt. Zweifellos eine Quadratur des Kreises!
Wir befinden uns heute zwischen Spartakus vor und im Ersten und der RÉSISTANCE im Zweiten Weltkrieg, aus denen zusammen der Niedergang des Weltproletariats hervorgegangen ist, und wogegen bis heute kein Mittel gefunden wurde, um sich aus dieser ‚Umarmung‘ zu befreien. Unser vorläufiges Resümee kann daher nur lauten: RÉSISTANCE gegen die faschistischen Weltmächte und Widerstand gegen jede Form anti-kapitalistischer Demagogie, die jeden ernstzunehmenden Klassenkampf verhindert!

euk

gepostet am 18.09.2022

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Die Kommunistische Korrespondenz 2021 »

Nach Fertigstellung dieser KOMKORR-Ausgabe wird zu entscheiden sein, ob dieses Format weiterhin aufrechterhalten, ob es grundsätzlich verändert oder ganz eingestellt werden wird. Mit dem Erscheinen der KOMMUNISTISCHEN KORRESPONDENZ hatte all die Jahre über demonstriert werden sollen, daß trotz häufig vorhandener konträrer Einschätzungen zwischen den Korrespondenten a. überhaupt eine Diskussion möglich ist, b. eine solche stattfinden sollte und c. diese dann tatsächlich stattgefunden hat, sodaß auch die Erwägungen, wie diese gemeinsam zu organisieren sei, in allen Einzelheiten dokumentiert wurde. Darauf wird in KOMKORR 2021 verzichtet.

Auch haben sich unsere Analysen und unsere Kritik an der ‚westlichen‘ Linken als Ausdruck des Widerstands gegen die friedlichen Eroberungen, mit denen der Putinismus diese und die ‚westliche‘ Intelligenz als vermeintlicher Testamentsvollstrecker des ‚Antifaschismus‘ der „ruhmreichen Sowjetunion“ für sich einzunehmen versucht, endgültig erledigt. Dazu gehörte auch, Leute wie Wagenknecht, Lafontaine und ihre stasi-proof Mitkämpfer als Avantgarde der friedlichen Eroberungsstrategie des Putinismus zu entlarven; das schaffen sie inzwischen problemlos ‒als Selbstentlarvung ‒ von ganz alleine, womit ein weiterer Themenkreis für KOMKORR wegfällt. Übrig bliebe nur noch, die rechte und linke großrussische Kriegspropaganda zu entlarven – eine Aufgabe, für die der bürgerliche (anti-putinistische) Antifaschismus, zumindest materiell, weitaus besser ausgestattet ist als eine Handvoll Marxscher Kommunisten, derer es zur Realisierung dieser Aufgabe nicht unbedingt bedarf. Ob sich einzelne post-‘68‘er und Parteigänger der Marxschen Partei (‚Partei‘ im weitesten Sinn, in den auch der Begriff des Partisanen eingeschlossen ist) als Mitkämpfer in der RÉSISTANCE gegen den faschistischen Krieg des Putin-Regimes wiederfinden, werden wir sehen.

Wer dagegen Putins faschistischen Eroberungskrieg gegen einen atomar wehrlosen europäischen Staat weiterhin als „Verteidigungskampf“ der „ruhmreichen Sowjetunion“ oder des „heldenhaften Sowjetvolkes“ gegen ‚westliche‘ „Nazis“ oder ähnliche Plattheiten ausgibt, mit dem ist jede weitere Diskussion beendet. Faschistische Kriegspropaganda läßt sich nicht mit der ‚Waffe der Kritik‘, sondern allein durch die Kritik der Waffen widerlegen. Und wer inzwischen nicht von selbst auf die Idee gekommen ist, daß zwischen Putins Leuten und dem ‚Westen‘ das Tischtuch endgültig zerschnitten sein sollte und nur noch der Gang zum Scheidungsanwalt bleibt, lebt in einer gefährlichen Scheinwelt, bzw. ist längst Teil des Apparats geworden, von dem die faschistische Aggression gegen einen souveränen europäischen Staat ausgeht, der mit Gewißheit weitere folgen werden. Das betrifft auch die Regierungen der ‚westlichen‘ Bourgeoisien und deren tatsächliche oder geheuchelte Bereitschaft, die staatliche Souveränität der von ihnen regierten Länder, sowie die untereinander auf dem kapitalistischen Weltmarkt geltenden rules of law gegen jede Form orientalischer Despotie zu verteidigen. Generell ist, was von der ‚68‘er Linken und von ihrem pseudo-revolutionären, ‚gerechten‘ Anti-Kapitalismus nach der ‚Wiedervereinigung‘ noch übriggeblieben sein mochte, wie es so schön heißt, endgültig auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Ihre ‚Aktivisten‘ haben sich zu entscheiden, ob sie sich in den Widerstand der Putin und den Putinismus bekämpfenden Antifaschisten einreihen oder zu seinen Quislingen werden wollen. Das heißt: die an dieser Stelle bisher dokumentierte Kritik an der ‚westlichen‘ Linken und unsere Enthüllungen der moralischen Eroberungsversuche, womit der Putinismus als Testamentsvollstrecker der legendären „ruhmreichen Sowjetunion“ usw. die ‚westliche‘ Intelligenz für seine Aggressionspolitik zu ködern versuchte, hat sich damit endgültig erledigt.

In dieser KOMMUNISTISCHEn KORRESPONDENZ konnte auch auf die umfangreichen ANHÄNGE wie in früheren Ausgaben verzichtet werden. Als Ersatz mag die etwas länger geratene selbstkritische VORBEMERKUNG dienen. Abgesehen davon sind die meisten der möglichen ANHÄNGE bereits auf parteimarx.org und communistcorrespondence.com veröffentlicht worden. Schließlich wurde auf die Aufteilung der KORRESPONDENZ unter verschiedene Kategorien verzichtet. All diese Veränderungen seien als Moment der notwendig gewordenen Umorientierung und Reorganisation von KOMKORR zu betrachten, über die zu diskutieren wir den Leser herzlich einladen.

EUK 10.06.2022.

Die KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 2021 als pdf herunterladen

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Ein Brief zum Kommunismus plus Exzerpte und Thesen zu einem Aufsatz von Bernhard H. Bayerlein »

In dieser Textsammlung wird angesichts eines das Leben der Menschheit auf diesem Planeten bedrohenden globalen Atomkriegs der eigentlich als müßig oder gar als überflüssig erscheinenden Frage nachgegangen, warum die Oktoberrevolution mit ihrer Ausstrahlung auf Europa und die übrige Welt so krachend gescheitert ist bzw. scheitern mußte. Als ausschlaggebend wird darin die unzureichende bis ablehnende Rezeption gesehen, die Marx und Engels mit der ihr ganzes revolutionäres und wissenschaftliches Leben währenden Beschäftigung mit dem russischen Zarentum vor allem auch bei ihren russischen Lesern gefunden hatte, in deren Mittelpunkt der Kommunismus der commune rurale steht, der sich in der russischen Dorfgemeinde als historische Ausnahmeerscheinung konserviert hatte und der zum Ausgangspunkt einer kommunistischen Entwicklung nicht nur in Rußland hätte werden können. Dieser Kommunismus spielte in Lenins Versuch einer allzu mechanischen, wenn auch durchaus kritischen, Übertragung des Sozialismus der Zweiten Internationale auf die bevorstehende Revolution in Rußland fatalerweise nur als revolutionäre Randerscheinung innerhalb der von ihm ins Auge gefaßten Weltrevolution eine Rolle. Marx und Engels waren in ihrem knappen Vorwort zum (zu ihrer Zeit bereits legendären) Manifest der Kommunistischen Partei aus dem Jahr 1848 davon ausgegangen, daß die Auswirkung der commune rurale, wenn ihr Kommunismus erst einmal in Rußland Fuß gefaßt hätte, sich auch auf das übrige Europa und darunter vor allem auf Deutschland von selbst einstellen würde. Deutschland war bereits im 19. Jahrhundert für die Ausdehnung des Einflusses des Russischen Zarentums auf Europa von entscheidender Bedeutung gewesen, das nun auch für die Bolschewiki bei der Ausbreitung ihres proletarischen Internationalismus eine Schlüsselstellung einnehmen sollte. Vor diesem Abstraktum fielen die historischen und politischen Besonderheiten Rußlands und Deutschlands unter den Tisch. Versuche, dem entgegenzuwirken, finden sich zwar bei Rosa Luxemburg und ihren Anhängern, deren Eingriffsmöglichkeiten im weiteren Verlauf der revolutionären Entwicklung in Deutschland begrenzt blieben, weil diese nach nur wenigen Jahren bereits vom linken zum rechten Sozialimperialismus übergeht, dem Lenins Nachfolger zu immer fragwürdigeren Mitteln greifend, nichts mehr entgegenzusetzen haben. Im Endeffekt setzt sich Stalins rechter Sozialimperialismus durch, der bereits Elemente seines Neuen Zarentums enthält. Dies wird spätestens in den 30er Jahren erkennbar, als in der Tragödie des Spanischen Bürgerkriegs Stalins Torpedierung der Einheitsfront der Lenin-Anhänger bereits zur Kumpanei mit Nazi-Deutschland übergeht und von ihm der proletarische Internationalismus noch einmal, wenn auch nur noch als Farce, von ihm neu aufgerollt wird…
Bestandteil der folgenden Textsammlung sind erstens meine Exzerpte zu einem Aufsatz von Bernhard H. Bayerlein (Einheitsfront- und Volksfrontmythos als Ursprungslegende des Antifaschismus) und zweitens der Ausschnitt aus einem Brief, der sich mit den daraus zu ziehenden Schlußfolgerungen beschäftigt, die drittens in den
Thesen zur Einheits-, Volksfront- und Genickschuß-Politik Stalins zusammengefaßt und aktualisiert werden.
Ulrich Knaudt im März 2022.

Die Texte als PDFs herunterladen:

Exzerpte und Thesen zu Bernhard H. Bayerlein

Ein Brief zum Kommunismus

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28.2.2022 »

„Stop Vladolf Putler!“*

Ich bin nicht allzu sehr erbaut über den bürokratisch verschachtelten Sprachstil, den komplizierten Satzbau und die eigenartig gewundenen Gedankensprünge in diesem EINspruch. Aber es ist das, was unser Anti-Putinismus momentan auf die Waage bringt und wozu bei längerem Training bestimmt mehr Muskelmasse hinzukommen wird. Wenn wir uns an die heutige Bereitschaft der Ukrainer zum Widerstand gegen Putin halten, liegen wir schon mal nicht falsch.

Beginnen sollten wir auf den Spuren des Gallischen Hahns mit einem historischen Grundkurs in Französisch und einem Wort, das den Deutschen bisher so schwer über die Lippen kam: RÉSISTANCE. Sie haben ihn entweder geschlachtet, bevor er zum Krähen kam oder wenn ihnen sein Gekrähe zu viel wurde: ‚Hähnen, die am Morgen krähn, soll man abends…usw.

Die Regierung ‚der‘ Ukraine oder von Ukraina, wie sich die angebliche Provinz des Alten und Neuen russischen Zarentums selbst bezeichnet und auch in Zukunft so bezeichnet werden sollte, hat die Europäer zur aktiven Solidarität aufgerufen. Darunter wird sie wahrscheinlich weniger den in Deutschland üblichen Aufruf zur christlichen Mildtätigkeit verstanden haben. Vielmehr sollten sich die Deutschen klarmachen, daß Putin nach seinem Einfall in Ukraina als nächstes Polen und Deutschland auf sein Programm für ein großrussisches Europa vom Ural bis zum Mittelmeer gesetzt hat.

Dieses Programm ist nicht neu. Als sich Mitte des 19. Jahrhunderts die europäischen Völker gegen das christlich-feudale Europa erhoben, war es im Dreikaiserbund aus Preußen, Rußland und Habsburg das russische Zarentum, das den Habsburgern 1849 gegen das revolutionäre Ungarn zu Hilfe kam. Zuvor hatte Preußen den Befreiungskampf der Polen an Rußland verraten und Habsburg den Aufstand der Arbeiter und Studenten von Wien mit Unterstützung seiner balkanischen Hintersassen niedergeschlagen. Der revolutionäre Krieg der Deutschen gegen die preußische Soldateska war von seinem französischen Vorbild meilenweit entfernt und scheiterte dementsprechend. Die deutsche Bourgeoisie nahm neben Bismarck auf dem Beifahrersitz Platz und ertränkte ihre erlittenen politischen und moralischen Niederlagen schließlich im National-Sozialismus, ein Besäufnis, das mit der Übergabe der deutschen Staatlichkeit an die Alliierten der Anti-Hitler-Koalition und dem Kainsmal der Ermordung von 6 Millionen europäischen Juden, Sinti, Rom e.a. gewaltsam beendet wurde. Ein trauriges Kapitel, für das sich niemand, am wenigsten dessen Verursacherin, verantwortlich erklärte!

Wenn Putins Neues Zarentum mit dem Einmarsch in Ukraina an dieser üblen Tradition anknüpft, wird Putin, nicht anders als Hitler bei seinem Überfall auf die Sowjetunion, eine Niederlage erleben.

Wie 1681 gegen die Osmanen vor Wien, wie 1848 in den Hauptstädten Ost-, Mittel- und Südeuropas werden die Europäer sich heute gegen die Aggression von ‚Zar Putin‘ zur Wehr setzen und zu verteidigen wissen, wie sie es im Widerstand gegen den deutschen National-Sozialismus getan haben: RÉSISTANCE!

Zwar ist die Partei Marx, nachdem der Marxismus auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist, ebenfalls auf die Zeit des Kommunistischen Manifests zurückgeworfen worden. Aber im Unterschied zum Jahr 1848 verfügt ihr Kommunismus heute über einen großen Fundus an revolutionären Theorien und politischen Strategien, um gegen die Putin-Clique und die reaktionären Mächte Europas nicht wieder bei Null anfangen zu müssen.

Ulrich Knaudt 27.02.2022

  • Poster auf einer Demo irgendwo in Europa am 27.02.2022.

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BLogbuch vom 24.09.2021 »

In einem Ausblick auf den nach dem Wahlsonntag anstehenden Koalitionspoker stellt die FAZ (24.09.2021) erstaunt die Frage nach der (marginalen) Rolle, die die Außenpolitik im Wahlkampf gespielt habe, um erstaunt festzustellen, daß diese „allenfalls als Donnergrollen hinterm Horizont“ wahrzunehmen gewesen wäre, sodaß die Linkspartei „das größte Hindernis für eine Annäherung an SPD und GRÜNE … erstaunlich leichtfüßig beiseite geräumt“ hätte. Ein klares Signal in die Richtung, daß sich dieses Mal Die Linke mitsamt ihrem Repertoire aus Ökonomismus, Pazifismus und Tiermondismus etc. sich diesmal nicht an die (westdeutschen) Parteien anpassen muß, sondern sich diese in eilfertigem Opportunismus an deren Programmatik angepaßt haben. Selbst bei Armin Laschet, in dessen Programm sie einen entscheidenden Platz einzunehmen hätte, taucht die Außenpolitik bestenfalls als Fußnote christdemokratischer Sozialpolitik auf. Die außenpolitische Realitätsverweigerung wird gravierende Folgen haben, allein schon, weil sich Sozialpolitik (oder linker Ökonomismus) sich ganz hervorragend als Erpressungsmittel auswärtiger Politik (Seenotrettung, Flüchtlinge, Klima) eignet, aber dieselben Leute, die damit Politik machen, ungern an die eigene von ihnen bevorzugte Außenpolitik (BelaRus, Ukraine, Venezuela, Myanmar, Hong Kong und, und, und) erinnert werden werden möchten. Daher ist der Ökonomismus Der Linken, zu dem die politischen Parteien von der Linken genötigt werden, gleichbedeutend mit außenpolitischem Druck von außen und Realitätsverweigerung im Innern, deren Folgen den Deutschen, sollte Die Linke an die Macht kommen, noch ziemlich schmerzhaft auf die Füße fallen werden.

Die Hauptfront im Ringen des ‚Westens‘ mit den Neuen Achsenmächten (China, Rußland, Iran) befindet sich seit seinem Abzug aus Afghanistan nicht mehr in Europa und dem Nahen Osten. Als sich die Hauptkonfrontationslinie noch im Donbass (zwischen russischen ‚Freischärlern‘ und Angehörigen der ukrainischen Armee) und zwischen den baltischen Staaten und Rußland befand, waren dort auch die Hauptkräfte des ‚Westens‘ für eine mögliche Konfrontation mit seinen eurasischen Weltmachtkonkurrenten Rußland und VR China konzentriert. Inzwischen würden sich die USA bei einem Angriff auf den ‚Westen‘ heute aber kaum etwas besseres einfallen lassen als zuletzt in Afghanistan: Käme es zum Schwur, würden sie auch Europa den neuen Achsenmächten vor die Füße werfen und dann das Weite zu suchen – um sich für die Verteidigung der Festung USA („America first!“) zu wappnen….

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Die Partei Marx auf ihrem Weg vom kleinen p zum großen P »

Dies ist kein Vorschlag zu einer kommunistischen Parteigründung:
1. Weil alle diese Vorschläge im Sektenwesen geendet sind und früher oder später zum Verschwinden der Sekte geführt haben.
2. Weil unser Parteibegriff eher was mit Parteilichkeit und nichts zu mit Organisationsfetischismus zu tun haben will.
3. Weil dem Kapitalismus im ‚Westen‘ das Proletariat ausgegangen ist, dieses woanders aber durchaus noch im Überfluß vorhanden ist.
Um diesem Mißverhältnis auf den Grund zu gehen, sollte die europäische und die deutsche Geschichte historisch und theoretisch von Neuem durchpflügt werden; vielleicht findet sich das gesuchte Proletariat ganz woanders als bisher gedacht.
Das war schon früher mal der Fall, was sich am russischen Beispiel eindringlich demonstrieren ließe.

Hier kann der Text als PDF heruntergeladen werden

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Materialien zum Arbeitstreffen von pM und ccb am 28.08.2021 »

Für dieses Arbeitstreffen wurden keine ausgearbeiteten Text-Vorschläge vorgelegt, sondern lediglich Fragmente, Skizzen und Wutausbrüche:

Eine historische Einschätzung der ‚Studentenbewegung‘ (Fragment);

Bemerkungen zu Sahra Wagenknechts Kurzaufenthalten in der von ihr systematisch ignorierten anderen Hälfte ihrer anti-‘westlichen‘ Weltgeschichte und Weltpolitik;

Eine Kritik der antifaschistischen Vernunft (Polemik).

Für Deutschland stehe nun nach dem ‚Epochenbruch‘ des August 2021 auf dem Spiel, daß die neuen ‚Achsenmächte‘ (Rußland, China, Iran) versuchen werden, eine erneute Spaltung Deutschlands herbeizuführen, die von einer Spaltung in eine Trumpistische Arbeiterbewegung und eine genderistische Karikatur der ‚Studentenbewegung‘ begleitet sein würde: unterstützt von einer sozialdemokratischen AfD à la Sahra Wagenknecht und einer an die SED angelehnten Sozialdemokratie à la Eskens und Kühnert, einer Spaltung der Gesellschaft in Rechts- und Links-Identitäre bzw. rechte und linke Populisten.

Die Wahl einer Grünen zum Bundeskanzler einer ROTGRÜNROTEN-Bundesregierung mit der SED-Nachfolgerin als grauroter Eminenz, die unter dem Einfluß Putins steht, wäre ein echter worst case von Hitlerscher Qualität…

Die Materialien bestehen aus einem Dreiteiligen Text, aus dem auf dem Arbeitstreffen vorgetragen wurde und dem Protokoll über diese Veranstaltung.

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Von Darwin über Dühring zu Stalin und Putin und zurück »

Nach »Vierzig Jahre Schweigen…« entschließt sich das Neue Deutschland zur Aufar­beitung der Lagervergangenheit der Aufbaugeneration der DDR. Dieser sich aus der gewöhnlichen linken Geschichtsvergessenheit heraushebende Artikel hat nur den einen kleinen Schönheitsfehler. Er ist in Gendersprache verfaßt: durch diesen Ver­fremdungseffekt wird die mit dem Gulag verbundene Klassenkampf-Katastrophe in ihrer ganzen Bedeutung verharmlost und äußerst banal. Stalin oder Gender? Kein Problem! Was noch ins Auge fällt, ist z.B., daß die weiblichen Häftlinge durch die Bank einen Genderstern erhalten, die »Täter« aber keinen, also keine Täter-*innen sind, sondern die »Täter« von vornherein männliche »Täter« –sonst trügen auch sie einen Stern. (Eine jüdische Leserin hat kürzlich abgelehnt, als Jüd-*in schon wieder mit einem Stern herumlaufen zu müssen!) In der genderistischen „…schönen neuen Welt“ wird die Kategorie des Allgemeinen gecancelt. In ihr soll es das geschlechtslose Allgemeine nicht mehr geben, das aus dem Gemeinsamen (communis) abgeleitet ist, und z.B. auch im Begriff der Allmende steckt, die wiederum mit dem Marxschen Kommunismus etwas „gemein“ hat; eine Kategorie im übrigen, ohne die sich DAS KAPITAL wie ein Märchenbuch über „den bösen Kapitalismus“ läse. Geschlechtslose Gattungsbegriffe dienen häufig der Bezeichnung von Institutionen; ihnen läßt sich kein biologisches Geschlecht zuordnen. Sie sind, was gender betrifft, neutral. Daß eine Institution wie die Schule grammatikalisch feminin ist, wird ja wohl nicht be­deuten, daß alle Schulen Mädchenschulen sind, die es ohnehin kaum noch gibt. Eine solche Verallgemeinerung läßt die Bezeichnung einer Institution nicht zu. Oder soll das „Zum-Bäcker-gehen“ besagen, daß ich mich mit dem Bäcker auf ein Bier treffen werde? Wenn ich mich sich selbst nicht für dumm verkaufen will, kann das nur hei­ßen, daß ich die Institution eines Backwarengeschäfts aufsuchen und dort Brötchen kaufen will. Die unsinnigsten Sprachregelungen werden von den Genderisten mit dem generischen Substantiv veranstaltet, das, obwohl seine grammatische Form ein Maskulinum ist, alle Geschlechter (m., f., n.) umfassen kann, was aber von den Gen­deristen als eine Diskriminierung des nicht besonders hervorgehobenen weiblichen Geschlechts verkauft wird. Der Mensch ist grammatikalisch ein Maskulinum, das Männer, Frauen, Kinder umfaßt. (Ja, Kinder sind auch Geschlechtswesen, sagt Freud, aber der Umgang mit ihnen sollte nahelegen, sie doch bitte als geschlechtslos zu be­handeln! Oder ist man in Rom darüber immer noch anderer Ansicht?) Die Diskrimi­nierung der Frau durch ihre angebliche Nichtbeachtung im Zusammenhang mit einem generischen Substantiv, die angeblich dadurch aufgehoben wird, daß dieses (sexistisch) genderisiert wird, entspricht keiner kindlichen, sondern einer kindischen Logik (Kinder sind schlauer als die linken Verkäufer von des Kaisers neuen Kleidern von ihnen annehmen!). Um solchen Kindereien zu entgehen, wird von Einsichtigen vorgeschlagen, daß man, um Brötchen zu kaufen, statt „zum (männlichen) Bäcker“ besser „zu-den-Bäckersleuten“ gehen sollte, da das geschlechtergerechter ist, weil „Leute“ diverse Geschlechter haben. Eine ziemlich alberne Verlegenheitslösung…!


Am aller übelsten aber sind die Auswirkungen, die all diese Sprachverunstaltungen auf ernsthaft zu diskutierende Sachverhalte haben, die auf unsinnige Weise verfrem­det und verharmlost werden. Der Text der Artikelschreiberin verdient eine ernstzu­nehmende Beachtung. Aber die verrückte Form, in der dieser vorgetragen wird, er­zeugt die entgegengesetzte Wirkung. Wenn diese (wie zu erwarten, nach der nächsten BT-Wahl) Standard werden sollte, werden auch die politisch interessan­testen Texte unlesbar gemacht werden, was der darin vertretenen Sache mehr schaden würde als der schärfste Verriß.


Der beharrlich an diesem grammatikalischen Unsinn bohrenden Minderheit ist es über die Jahre hinweg in den Überbau-Institutionen und Verwaltungen gelungen, ihr gleichmacherisches Sprachregiment durchzusetzen, dessen Auswirkungen für jeden ernstzunehmenden wissenschaftlichen Diskurs tödlich ist; vor allem aber, wenn es gelingt, dieses von dort aus über die gängigen Meinungsträger und den Schulunterricht in die Alltagssprache zu übertragen. Wer sich individuell auf den Gender-Sprech einläßt und die aufgestellten Gender-Stolpersteine sorgfältig zu meiden versucht, soll, zumindest als männlicher Sprecher, als erstes daran erinnert werden, daß er eigentlich zu den überflüssigsten Lebewesen auf diesem Planeten gehört, die wegen der ihnen verbliebenen nützlichen Funktion als Samenspender letztlich der Massentierhaltung oder einem Gulag für Gender-Feinde zuzuweisen wäre…


Wer mit Stalin der Ansicht ist, daß die Sprache als »Sprache des ganzen Volkes geschaffen worden (ist)« (SW 17,195), für den läßt sich dieser Satz auch umdrehen: dann stellt der genderistische Staat sprachliche Verkehrsschilder auf, die den Sprechern eine bestimmte von ihm festgelegte Richtung weisen, in der ein bestimmtes Gesellschaftsbild und ein von oben dekretierter mainstream durchgesetzt wird…


Die kleine Sensation, die darin bestanden hätte, daß die SED-Nachfolgerin in ihrem Zentralorgan beginnt, sich mit ihrer eigenen terroristischen Vergangenheit zu befassen, wird durch die Verwendung einer Sprachnorm, die sich von der von Stalin dekretierten Auffassung über das Wesen der Sprache, nicht wesentlich unterscheidet, geradezu in ihr Gegenteil verwandelt.


Der Zweite Teil des Vortrags beschäftigt sich mit der Beziehung des Sozial-Darwinismus und bestimmten Auffassungen des Marxismus, die mit Eugen Dührings Attacken auf Marx und Engels erstmals an die Oberfläche traten, wodurch beide gezwungen waren, darauf in einem umfangreichen Text polemisch zu reagieren. In diesem Zusammenhang werden Thesen vorgestellt, die auf Grund ihrer Skizzenhaftigkeit schwer auf den Begriff zu bringen sind. Nur so viel: im Mittelpunkt steht in der Auseinandersetzung mit Dührings Vulgärökonomie die Differenz zwischen Genesis und Entwicklungsgeschichte. Setzt die Untersuchung von Aufstieg, Verfall und Untergang bestimmter Produktionsformen die Kritik der politischen Ökonomie (ausgehend von der embryonalen Entwicklung der Wertform) voraus oder ist die Entwicklung der Kategorien des KAPITAL der theoretische Reflex auf die Entwicklung der Klassenkämpfe und ihres Studiums? Liegt bei dem Versuch der populären Darstellung dieses Verhältnisses im Anti-Dühring, die auch als marxistische Einführungsvorlesung zum Studium des Marxismus mißverstanden werden könnte, ein Bruch mit dem ursprünglichen Konzept des Marxschen KAPITAL vor, wobei die Wertformanalyse zu dem Zweck evolutionistisch verunstaltet wird, um Dührings Gewalttheorie beim Schopfe zu packen? Und könnte dieses Verfahren vielleicht sogar eine hervorragende Theorie liefern, um das Diktat der Ökonomie durch die Politik für die Zeit von 1917-1989 transparent zu machen, wodurch »die Gemeinsamkeiten zwischen Dühring, Stalin, Putin und dem SED-Staat um ein weiteres Mal bestätigt« würden?


Woran erneut deutlich wird, daß wegen »der Komplexität dieses Themas … sich diese(s) nur noch in einem Buch einigermaßen zufriedenstellend entwirren läßt«.


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22.04.2021 »

In dem Interview des ZDF mit einer Sprecherin des russischen Außenministeriums zur Frage der Vergiftung des Regimekritikers Alexej Nawalny mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok lassen sich einige Beobachtungen darüber anstellen, wie der heutige Russische Staat die von ihm inszenierten Staatsverbrechen rechtfertigt. Dabei ist zunächst festzustellen, daß seine Rechtfertigungsversuche von vornherein als Gegenangriff vorgetragen werden, bei dem erstens die Opfer dieser Staatsverbrechen zu Komplicen einer Verschwörung von Staatsfeinden gegen Rußland und zweitens Rußland zum Opfer eines Angriffs aus dem ‚Westen‘ erklärt werden.

Diese Argumentationskette findet bei allen Staatsverbrechen Anwendung, die das Putin-Regime bisher verübt hat, während deren Beweise, soweit sie aus ‚dem Westen‘ kommen, schon allein aus diesem Grund als Geheimdienstkonstrukte zurückgewiesen werden. Diese Gangsterlogik findet nicht nur gegenüber ‚feindlichen Staaten‘, sondern auch gegen ‚feindliche Personen‘ ihre Anwendung, die, je gefährlicher sie dem Regime erscheinen, zu vom Ausland gesteuerten Staatsfeinden erklärt werden. Ausländische in Rußland zuvor als legal akzeptierte Organisationen müssen sich offiziell als ‚Systemgegner‘ eintragen lassen. Und wer als russischer Staatsbürger gar einen laut Verfassung garantierten mit legalen Mitteln vollzogenen regime change herbeizuführen versucht, braucht dies vom sicheren Ausland aus erst gar nicht zu versuchen. Er wird von diesem System aus staatlicher Propaganda und staatlicher Verfolgung unrettbar verschlungen. Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum sich der Regimekritiker Nawalny nach dem staatlich organisierten Giftanschlag auf ihn freiwillig in die Hände des russischen Staates zurückbegeben hat. Denn Systemkritik von Emigranten gilt per se als sich selbst widerlegende self-fulfilling prophecy.

Diese Mechanismen des Opfer-Täter-Tauschs sind nicht wirklich neu: ein historisches Beispiel liefert der Stalin-Hitler-Pakt und die darin verabredete Aufteilung Osteuropas, bei der bis heute ungeklärt geblieben ist, ob an dieser Verabredung nicht von vornherein auch das künftige Opfer als Täter beteiligt war, der seinerseits einen Präventiv-Krieg vorbereitet hatte. Da die sowjetischen Akten weiterhin unter Verschluß bleiben, steht die ehemals sowjetische Seite weiterhin als die verfolgte Unschuld da. Als ein Indiz, aber keineswegs als Beweis für einen von beiden Seiten vorbereiteten Präventiv-Krieg könnte die Liquidierung von Teilen der polnischen Armee durch die GPU gelten, die vor den Schergen Hitlers in der Sowjetunion Schutz gesucht hatten (Katyn 1940). Zum Glück für Stalin wurden deren Leichen von den Deutschen gefunden, womit sich alle weiteren Beweise für die Beteiligung des sowjetischen Staates an diesem Staatsverbrechen erübrigen und dieses problemlos zu Nazi-Propaganda erklärt werden kann. Ein zusätzlicher Hinweis auf den ausgesprochen hinterhältigen Charakter, die Skrupellosigkeit und die Doppelzüngigkeit bestimmter russischer (bzw. sowjetischer) Politiker, die es darin allemal mit den National-Sozialisten aufnehmen können. Juristisch nachweisen lassen sich diese Verbrechen jedenfalls kaum.

Marx hat sich nur selten als reiner Historiker betätigt. Eine Ausnahme ist seine Beschäftigung mit der britisch-russischen Geheimdiplomatie, im Zusammenhang mit den britischen Handelsbeziehungen zu Rußland, die er anhand von den im British Museum vorhandenen Originalquellen untersucht hat…

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Die KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 2020 »

bestehend aus E-Mails, Papers, Rezensionen, Literaturhinweisen etc. liest sich weder als ein Roman noch als wissenschaftlicher Aufsatz, Leitartikel etc. Bei näherer Betrachtung stellen diese Texte so etwas wie eine der wenigen noch vorhandenen revolutionären Widerstandsregungen gegen die Verstaatlichung von „68“ und die Rückkehr des 1989 unter- und in die BRD nicht restlos aufgegangenen SED-Staats dar, dessen rechte und linke Nachfolger heute entschlossen zu sein scheinen, die gesamtdeutschen Verhältnisse (zunächst ‚auf konstitutionellem Weg‘) in eine Synthese aus „68“ + SED-Staat (+ einem innigen Verhältnis der modernen Moskowiter zu dem aufkeimenden neuen Nationalsozialismus) zu verwandeln: ‚Gegen Rechts‘, ‚Gegen den Faschismus‘, ‚gegen den Kapitalismus‘, wie die putinistische Linke einvernehmlich tönt! Aha…!

Wen die momentane Weltlage und mittendrin die deutschen Verhältnisse nicht wenigstens zum Widerstreit oder besser noch zum revolutionären Widerstand reizen, wird an diesem Text-Konvolut wenig Freude haben; er sollte es schleunigst mit der Löschtaste in den Orkus des www. schicken. Hier gibt’s rein gar nix Essayistisches gedanklich aufzunehmen. Nur das Trockenbrot des theoretischen Klassenkampfes angesichts der wenig Zukunft verheißenden deutschen Zustände.

In den hier aus dem Jahr 2020 versammelten Texten gehen wir davon aus, daß das Jahr „68“ (dessen Auslöser die gezielte Ermordung von Benno Ohnesorg als Stasi-Provokation während der Anti-Schah-Demo am 02.06.1967 vor Deutschen Oper war) in Wirklichkeit eine Fortsetzung der europäischen Revolutionen von 1848 darstellt, woraus eine proletarische Revolution in Permanenz hätte hervorgehen sollen, die aber von der von Preußen und der Heiligen Allianz initiierten konterrevolutionären Kettenreaktion erstickt und zerschlagen wurde. In dieser Revolution in Permanenz stieß die politische Umsetzung der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie durch das revolutionäre Proletariat auf die zu erwartenden Hindernisse und inneren Widersprüche, sodaß alle Versuche, das Manifest der kommunistischen Partei als kommunistischen Gegenentwurf innerhalb der antifeudalen Revolutionen in Europa durchzusetzen (mit England und Rußland als scheinbar unbeteiligten Zuschauern), worin die feudalen Verhältnisse in Europa hätten radikal demokratisiert werden sollen, scheiterten: heraus kam dabei lediglich eine Synthese aus proletarischem und kleinbürgerlichem Jakobinertum auf der einen Seiten und preußischem (+antisemitischem) Arbeiterpartei-Ökonomismus auf der anderen, die in den Jahren nach 1917 in ihr konterrevolutionäres rechtes und linkes Gegenteil umschlugen. So auch die nachholend antifeudale Revolution von „1968“, dem Geburtsjahr der ‚westlichen‘ Linken, (nach deren vermeintlichen Protagonisten heute ganze Straßenzüge umbenannt werden). Nur, daß dieses Mal der revolutionäre Funken aus der ‚Dritten Welt‘ zurück in die ‚westlichen‘ Metropolen gesprungen war, der von den modernen ‚östlichen‘ Feudalmächten im Zusammenspiel und in Konkurrenz mit dem ‚westlichen‘ Imperialismus brutal erstickt, ausgetreten oder als ‚antiimperialistisches‘ Gegenfeuer umfunktioniert – und wie sich an der westdeutschen ‚Guerilla‘ exemplarisch zeigt –, unter der Obhut der aus Ost und West umherschweifenden Geheimdienste in sein Gegenteil verwandelt wurde…

Dies alles schwingt in den hier wiedergegebenen Diskussionen mit, ohne zu einem auch nur vorläufigen Schluß zu gelangen, was den Eindruck vermitteln mag, die Diskussionspartner würden sich unter einer riesigen historischen Last nur im Schneckentempo vorwärts bewegen, aber … sie bewegt sich doch!

Was dieses berühmte Zitat hier bedeuten könnte, mag sich jeder Leser, je nach dem, wie dieser Satz von ihm in Gedanken betont wird, selbst zusammenreimen. Nach meiner vorsichtig optimistischen Einschätzung läge der Akzent auf bewegt!


euk 20.04.2021




Die KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 2020 als pdf herunterladen:

pM 2104 KOMKORR 2020 I KORRESPONDENZEN.pdf
pM 2104 KOMKORR 2020 II ANHÄNGE.pdf

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Kommunistische Korrespondenz 2019 »

Wer sich durch die Lesefrüchte, Literaturhinweise und -empfehlungen in der Kommunistischen Korrespondenz des Jahres 2019 hindurcharbeitet, mag sich am Ende fragen, ob sie diese Anstrengungen wert war und welchen Sinn es macht, diese Ansammlung von Trivialitäten im Internet zu veröffentlichen. Wahrscheinlich läßt sich die Veröffentlichung dieses Konvoluts aus Notizen, Skizzen, Mitteilungen, Papers, Flugblättern etc., wenn wir sie in ihrer ganzen Unfertigkeit mit den absoluten Wahrheiten des marxistischen Mainstreams vergleichen (seinem schlechterdings ungenießbaren SED- und Gorbi-Marxismus kombiniert mit jugo-skandinavischem Sozialdemokratismus plus ein wenig Milosević), allein dadurch rechtfertigen, daß wir guten Gewissens von uns sagen können: wir gehören nicht dazu! Auch nicht zu jenen Assad-, Maduro-, Ortega, Xi-, Putin-plus erst jüngst hinzugekommenen linken Trump-Freunden…, um nur die übelsten Burschen zu nennen, denen man tunlichst aus dem Weg gehen sollte!
Die Briefschreiber, die hier miteinander korrespondieren, sind sich darüber im klaren, daß wir immer noch an demselben work in progress arbeiten und uns lediglich darüber verständigt haben, weder eine ML-Partei-Sekte noch eine anti-deutsch-kommunistische WG gründen zu wollen. Daher gibt es auch weiterhin keine andere Möglichkeit, um diesen fragwürdigen Alternativen zu entgehen, als unseren Briefwechsel, in dem wir uns über vielerlei Lappalien und Imponderabilien hinweg über die Wege zum Kommunismus auszutauschen, auch mit dieser Ausgabe der KOMMUNISTISCHEN KORRESPONDENZ (für das Jahr 2019) zu veröffentlichen. Der Weg durch das Dickicht aus Literaturempfehlungen, Leseerlebnissen, Polemiken und politischen Statements, soll wie üblich durch das Einsortieren unter die üblichen Kategorien eine nachträgliche (Ein-)Ordnung (zuzüglich der nicht zu vermeidender Dubletten) erhalten, um dem Leser die Lektüre zu erleichtern; hinzugekommen ist ein Wegweiser, der in Kurzfassung einen Überblick über den Gesamttext ermöglicht: Lesezeit ist Lebenszeit…
Als Besonderheit dieser KOMKORR- Ausgabe ist außerdem festzuhalten, daß sich deren Schwerpunkt vom gewöhnlichen Briefwechsel (der sich immer häufiger auf knappe Anschreiben reduziert), hin zu umfangreicheren Papers und Flugblättern in die ANHÄNGE verschoben hat. Dieser Trend würde, konsequent weiterverfolgt, zu einer politisch-theoretischen Zeitschrift führen, für deren Gründung wir momentan weder die Zeit noch das Geld, aber auch nicht den Nerv haben. So bleiben, wenn wir uns die Sektengeschichte der post-68er und ML-Linken als abschreckendes Beispiel vor Augen halten, die Jahresausgaben von KOMKORR ein unvermeidlicher Notbehelf. Aber vielleicht zeigt sich in der Übernahme von KOMKORR durch den communistcorrespondenceblog ein erstes Anzeichen für die Reduplikation und die Verbreitung eines Kommunismus, für dessen Aktualisierung programmatisch momentan kaum mehr als ein weißes Blatt existiert, der sich für die Alte und Neue Bourgeoisie aber zu einer echten Seuche auswachsen möge…

Bochum, den 28.06.2020
Ulrich Knaudt

Hier geht es zu den Einzelthemen und zum Gesamttext von
KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 2019:
KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 1
KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 2
KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 3
KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 4
KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 5
KOMMUNISTISCHE KORRESPONDENZ 6

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05.02.2020 »

Die Wahl Bodo Ramelows und die politische Mitte auf ihrer verzweifelten Suche nach Äquidistanz zur Rechten und Linken

Gemessen an seinem Anspruch, zu politischen Ereignissen in Echtzeit Stellung zu nehmen, ist dieser EINspruch ein Anachronismus: yesterdays papers, weil er zu einem noch gestern hochaktuellen Thema Stellung nimmt, das heute bereits Schnee von gestern ist. Wen interessieren angesichts der seit Anfang Februar über die Welt hereingebrochenen „Corona-Pandemie“ noch die Putinschen Kriegsverbrechen in Syrien und die Vertreibung der dortigen Zivilbevölkerung durch das Assad-Regime? Und in Verbindung damit die Frage, ob und auf welche Weise die syrischen Flüchtlings-Schicksale auf das Schicksal Europas zurückwirken werden?

Während noch an diesem Blog geschrieben wurde und die heraufkommende Corona-Pandemie noch eine Randnotiz aus der chinesischen Millionen-Stadt Wuhan war, erlebte der Rechte und Linke Populismus gerade seine Hochblüte. Nun ist er von einem Tag auf den anderen out. Endgültig out? Wohl eher nicht! Rechte und Linke Populisten von Trump über Bolsonaro bis zur radikalen SED-Linken bilden eine gemeinsame Ablehnungsfront gegen die staatlichen Hygienevorschriften, die nach wissenschaftlicher Erkenntnis und den Empfehlungen der WHO nur Sinn machen, wenn sich jeder daran hält. Pandemie und Populismus sind also zwei verschiedene Seiten einer Medaille, die nicht isoliert voneinander zu betrachteten sind. Schon gar nicht getrennt von ihrem gemeinsamen Bezugspunkt: der Weltmarktkrise des Kapitals; getrennt davon lassen sich die sog. Weltwirtschaftskrise und die „Corona-Krise“ in der öffentlichen Wahrnehmung ganz hervorragend als Frage der Priorität von Ei-Henne-Ei verkaufen. In der Praxis stellt sich für die Weltbourgeoisie die Aufgabe, den totalen Zusammenbruch des Weltkapitals zu verhindern, dessen Krisenherd in China und der ‚Dritten Welt‘ ‚verortet‘ wird.
Der von den Regierungen zur Eindämmung der Pandemie über ‚Handel und Wandel‘ verhängte Stillstand bietet den Vorteil, sich im Windschatten der in den Nachrichtenkanälen verbreiteten Hektik die Zeit zu nehmen, sich über das künftige Schicksal Europas und die gemeinsame Zukunft der für den Weltmarkt des Kapitals tätigen und von ihm abhängigen unmittelbaren Produzenten seine eigenen Gedanken zu machen…

Der vollständige EINspruch wurde leicht überarbeitet und durch Fußnoten sowie eine Nachbemerkung ergänzt.

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